Ein größeres Bild des Dateisystems

Jedes Betriebssytem hat eine eigene Methode seine Dateien und Verzeichnisse zu speichern, so dass es zusätzliche Daten, Modifi- zierungen und andere Änderungen verfolgen kann.

In Linux ist jede Datei im System mit einem eindeutigen Namen ge- in Verzeichnissen gespeichert, die weitere Dateien und Verzeichnisse (oder Unterverzeichnisse) enthalten kann.

Sie können sich das System wie die Struktur eines Baumes vorstellen, in dem sich die Verzeichnisse "verzweigen". Diese Verzeichnisse können "Eltern"-Verzeichnisse beinhalten oder sein. Es können auch Verzeich- nisse sein, die wiederum weitere Dateien oder Verzeichnisse bein- halten.

Ohne Root gibt es weder einen Baum noch ein Linux-Dateisystem. Unab- hängig davon, wie weit die Verzweigung geht, ist Alles mit Root ver- bunden. Root wird einfach durch / dargestellt.

Red Hat Linux verwendet den Begriff "Root" auf verschiedene Weise, was bei neuen Benutzern zu Verwirrung führen könnte. Es gibt den Root-Account (der sogenannte "Superbenutzer", der Alles machen kann), das Root-Account Anmeldeverzeichnis (/root) und das Root-Verzeichnis für das komplette Dateisystem (/). Wenn Sie also von "Root" sprechen, sollten Sie wissen von welchem Root Sie sprechen.

AnmerkungWas ist FHS?
 

Obwohl es noch weitere Linux-Distributionen gibt, ist es sehr wahrscheinlich, dass Ihr Red Hat Linux System mit diesen kompatibel ist. Der Grund besteht im File Hierarchy Standard (auch unter der Abkürzung FHS bekannt). Die in diesem Standard festgehaltenen Richtlinien tragen zur Standardisierung der Speicherorte von Systemprogrammen und -dateien auf allen Linux-Systemen bei.

Wenn Sie sich über das FHS näher informieren möchten, können Sie das Kapitel über Systemadministration im Red Hat Linux Referenzhandbuch auf der Dokumentations-CD heranziehen. Auch auf der Website zu FHS können Sie zu diesem Thema mehr erfahren: http://www.pathname.com/fhs .

Solange Sie als normaler Benutzer angemeldet sind (und somit nicht die Gefahr besteht, dass Ihnen verhängnisvolle Fehler unterlaufen), können Sie sich ruhig ausgiebig in Ihrem Dateisystem umschauen.

Zuerst sollten Sie einen Blick auf das Root-Verzeichnis werfen, um sich einen Überblick über den Aufbau des gesamten Dateisystems zu verschaffen.

Geben Sie am Shell-Prompt Folgendes ein:

cd /

Daraufhin wird folgender Prompt angezeigt:

[newuser@localhost /]$

Nun können Sie durch folgenden Befehl feststellen, welche Verzeichnisse vom Root-Verzeichnis aus "verzweigen":

ls

Mit der Verzeichnisstruktur verhält es sich ähnlich wie mit einem Eisberg. Diese Verzeichnisse enthalten nämlich weitere Verzeichnisse, die wiederum als übergeordnete Verzeichnisse weitere Unterverzeichnisse enthalten…

Abbildung 11-7 Anzeigen der Verzeichnisstruktur vom Root-Verzeichnis aus

Hier sehen Sie nur einige der Verzeichnisse, die wahrscheinlich angezeigt werden:

etc     lib     sbin
usr     var

Es gibt noch weitere Verzeichnisse, doch zuerst soll das Verzeichnis /etc näher betrachtet werden.

[newuser@localhost /]$ cd etc
[newuser@localhost /etc]$ ls

Hier finden wir neben weiteren Dateien und Verzeichnissen die Konfigurationsdateien, die für das Funktionieren von Programmen von großer Bedeutung sind und unter anderem Programm- und Systemeinstellungen enthalten.

Zu den Verzeichnissen gehört /etc/X11, das auch Unterverzeichnisse und Konfigurationsdateien für das X Window System enthält.

Im Verzeichnis /etc/skel finden Sie Skeleton-Benutzerdateien, die verwendet werden, um für neu angelegte Benutzeraccounts die standardmäßig verwendeten Dateien zu erstellen.

Die Bezeichnung "skeleton" (Skelett) mag zwar etwas gruselig klingen, trifft aber die Funktionsweise dieser Dateien ziemlich genau. Als Sie sich als Root angemeldet hatten, bestand eine Ihrer ersten Aufgaben darin, einen eigenen Benutzeraccount anzulegen. Beim Anlegen dieses Benutzeraccounts wurden die hierfür erforderlichen Dateien aus dem Verzeichnis /etc/skel als Schablone verwendet. Diese Dateien bildeten also die Vorlage für die Dateien, die für Ihren Account verwendet wurden.

Nun wollen wir uns in /usr ein wenig umschauen. Geben Sie hierzu in Ihrem aktuellen Verzeichnis in /etc/skel folgenden Befehl ein:

[newuser@localhost /skel]$ cd /usr
[newuser@localhost /usr]$ ls

Falls Sie es vergessen haben: mit cd /usr gelangen Sie in das Verzeichnis /usr, und mit ls werden die Dateien in diesem Verzeichnis aufgelistet.

In /usr befindet sich eine Reihe von Verzeichnissen, die einige der wichtigsten Programme und Dateien des Linux-Systems enthalten (siehe Abbildung 11-8).

Abbildung 11-8 Eingabe von ls in /usr

In /usr/man befinden sich die man-Seiten des Systems, während weitere Dokumente für die Beschreibung Ihres Systems in /usr/doc und /usr/info gespeichert werden.

In /usr/X11R6 befinden sich Dateien zum X Window System einschließlich Konfigurations- und Dokumentationsdateien.

In /usr/lib befinden sich Dateien, die als Bibliothek für Ihr System bezeichnet werden. In diesem Zusammenhang wird unter Bibliotheken häufig verwendeter Programmcode verstanden, der von vielen Programmen gemeinsam genutzt werden kann.

Red Hat Linux verwendet die RPM-Technologie für das Installieren und Aktualisieren von Software. Durch die Verwendung von RPM (entweder direkt vom Shell Prompt oder mit Gnome-RPM) können Sie problemlos neue Programme einrichten und sicher sein, dass Software und System auch nach Installation oder Aktualisierungen zuverlässig funktionieren. Mehr Informationen über Gnome-RPM finden Sie im Offiziellen Red Hat Linux Handbuch Benutzerdefinierte Konfiguration.

Wenn Sie sich mit Ihrem System besser auskennen, möchten Sie vielleicht auch Software installieren, die nicht im RPM-Format vorliegt. Um Konflikte mit Dateien auszuschließen, die mit RPM verwaltet werden, sollten Sie diese Software am besten in /usr/local speichern.