Kapitel 11 Verwalten von Dateien und Verzeichnissen

Die Dateimanager in GNOME und KDE sind leistungsfähige und wichtige Tools. Mit diesen Anwendungen können Sie Dateien und Verzeichnisse er- stellen, bearbeiten und löschen sowie weitere Verwaltungsaufgaben im System ausführen. In diesem Kapitel wird auch das Verwalten von Dateien und Verzeichnissen von der Befehlszeile aus besprochen.

AnmerkungBerechtigungen
 

Nur als Root können Sie auf alle Verzeichnisse und Dateien in Ihrem System zugreifen. Wenn Sie nicht über die Berechtigung zum Öffnen, Löschen oder Ausführen einer Datei verfügen, wird beim Zugriff auf diese eine Fehlermeldung auf dem Bildschirm angezeigt.

Unter Abschnitt namens Einführende Begriffe in Einführung finden Sie Informationen über das Anmelden mit su (im Gegensatz zu su -) und unter Abschnitt namens Dateibesitzer und Berechtigungen in Kapitel 10 weitere Informationen über Berech- tigungen.

In diesem Kapitel erhalten Sie einen Überblick über GMC und Konquerer, die Datei- manager für GNOME und KDE. Mehr details über deren Verwendung finden Sie im GNOME User's Guide oder in den entsprechenden Hilfs-Browsern der Dokumentation für Benutzer von KDE. Für die neuesten Dokumentationen, gehen Sie zu den GNOME bzw. KDE-Web-Sites: http://www.gnome.org and http://www.kde.org.

Der GNOME-Dateimanager

Der GNOME Dateimanager ist schnell, benutzerfreundlich und flexibel und ermöglicht Ihnen das problemlose Arbeiten mit Dateien und Verzeichnissen. Die richtige Bezeichnung des Dateimanagers ist GNU Midnight Commander oder GMC, da es sich um die GNOME-Version des bekannten Dateimanagers Midnight Commander handelt.

TipSie können Midnight Commander weiterhin verwenden
 

Wenn Sie Midnight Commander verwenden möchten, können Sie diesen starten, indem Sie am Shell-Prompt mc eingeben.

Verwenden des Dateimanagers

Für das Starten von GMC stehen Ihnen zwei Möglichkeiten zur Verfügung:

  • Über den Main Menu Button, klicken Sie auf die Menüoption File Manager.

  • Über den Desktop, Doppelklicken Sie auf den Ordner mir der Be- zeichnung Home directory, der wie folgt aussieht:

Beim ersten Starten von GMC sieht das Hauptfenster wie in Abbildung 11-1 aus.

Abbildung 11-1 Beispiel für ein GMC-Fenster

Wenn Sie zuvor noch nicht mit Ihrem System gearbeitet haben, werden beim ersten Öffnen des Dateimanagers sicherlich nur relativ wenige neue Dateien oder Verzeichnisse angezeigt. Der Grund hierfür besteht darin, dass GMC beim Starten standardmäßig Ihr Anmeldeverzeichnis anzeigt. Wenn Sie eine Unterschriftsdatei beim Konfigurieren des Netscape Messenger erstellt haben, wird die Datei signature.txt in Abbildung 11-1 angezeigt. Haben Sie diese Unterschriftsdatei nicht erstellt und möchten das jetzt nachholen, finden Sie unter Abschnitt namens Erstellen einer Signatur in Kapitel 7 die ent- sprechenden Anweisungen.

In der Baumansicht auf der linken Seite werden alle Verzeichnisse in Ihrem System angezeigt. Klicken Sie einmal mit der Maus auf einen Ordner, um dessen Inhalt im Verzeichnisfenster auf der rechten Seite anzuzeigen. Wenn ein Ordner mit dem Zeichen + angezeigt wird, weist dies darauf hin, dass dieser Ordner weitere Unterverzeichnisse enthält, die in der komprimierten Ansicht nicht angezeigt werden. Wenn Sie diese Unterverzeichnisse ebenfalls in der erweiterten Ansicht anzeigen möchten, müssen Sie lediglich auf das + klicken.

Mit den folgenden Symbolen in der Symbolleiste über dem Feld Location können Sie festlegen, wie detailliert die Ansicht sein soll:

  • Icons — Die standardmäßige Ansicht, bei der die Dateien und Verzeichnisse jeweils durch unterschiedliche Symbole dargestellt werden.

  • Brief — Die Verzeichnisse und Dateien werden in Listenform angezeigt, wobei am Anfang der Liste die Verzeichnisse stehen.

  • Detailed — Zeigt eine Liste mit Detailangaben wie Dateigröße und Zeitpunkt der letzten Bearbeitung für jede Datei an.

  • Custom — Zeigt eine Liste an, bei der Sie selbst festlegen können, welche Informationen angezeigt werden sollen. Die entsprechenden Einstellungen nehmen Sie über das Menü Settings unter Preferences => Custom View vor.

TipÄndern der Reihenfolge
 

Wenn Sie den Inhalt von Verzeichnissen in einer der Listendarstellungen anzeigen, können Sie die Reihenfolge der Dateien durch Klicken auf einen der Spaltenköpfe festlegen. Wenn Sie den Verzeichnisinhalt beispielsweise alphabetisch anzeigen möchten, klicken Sie hierzu einfach auf den Spaltenkopf Name.

Navigation

Wie bei vielen Dateimanagern können Sie durch Verwendung der Bildlaufleisten neben der Baumansicht das gewünschte Verzeichnis auf dem Bildschirm anzeigen.

Als Alternative können Sie hierzu auch die Buttons in der Navigationsleiste über dem Feld Location verwenden, die Ihnen ähnliche Funktionen wie die Navigationsbuttons von Netscape Navigator zur Verfügung stellen:

  • Back und Forward — Damit können Sie sich in der Verzeichnislistinghistorie aufwärts und abwärts bewegen.

  • Up — Wechselt in das jeweils darüberliegende Verzeichnis.

  • Rescan — Aktualisiert die Ansicht für das momentan angezeigte Verzeichnis.

  • Home — Springt in Ihr Standardverzeichnis zurück.

Im Feld Location können Sie das gewünschte Verzeichnis direkt angeben. Wenn Sie wissen, in welches Verzeichnis Sie wechseln möchten, z.B. /etc/X11, geben Sie den Pfad zum Verzeichnis in das Feld Location ein und drücken die Eingabetaste , um zu diesem Verzeichnis zu gelangen.

Sie können mit dem Feld Location mehr als nur die Verzeichnisse in Ihrem lokalen System anzeigen. Wenn Sie online sind und die Adresse einer FTP-Site eingeben, beispielsweise ftp.redhat.com, können Sie die auf dieser Site verfügbaren Dateien anzeigen und herunterladen. Der FTP-Befehl sollte so aussehen: ftp://ftp.redhat.com. Zum Herunterladen kopieren Sie einfach eine Datei in ein Verzeichnis auf Ihrem Computer.

Kopieren und Verschieben von Dateien

Sie können Dateien aus dem Verzeichnisfenster auf Ihren Desktop oder in einen anderen Ordner kopieren oder verschieben (die Begriffe Ordner und Verzeichnis werden als Synonyme gebraucht). Wenn Sie eine Datei auf Ihren Desktop verschieben möchten, markieren Sie die Datei mit der Maus und verschieben sie dann bei gedrückter Maustaste auf den Desktop. Lassen Sie dort die Maustaste los, um die Datei abzulegen. Durch diese Aktion wird die Datei auf den Desktop verschoben.

Wenn Sie die Datei kopieren wollen, statt sie zu verschieben, klicken Sie auf die Datei und ziehen Sie sie bei gedrückter Umschalttaste.

TipKopieren oder Verschieben einer Datei?
 

Sind Sie sich nicht sicher, ob Sie eine Datei verschieben oder kopieren möchten? Verwenden Sie in diesem Fall einfach die Alt-Taste beim Ziehen der Datei. Sobald Sie die Datei ablegen, können Sie in einem Kontextmenü auswählen, ob Sie die Datei kopieren oder verschieben möchten. Sie können auch einen Link mit der eigent- lichen Datei erstellen, die an ihrem ursprünglichen Ort bleibt.

Abbildung 11-2 Dialogfeld zum Kopieren von Dateien

Wenn Sie den Pfad zum Zielverzeichnis für das Kopieren der Datei bereits kennen, können Sie mit der rechten Maustaste auf die Datei klicken und im daraufhin angezeigten Kontextmenü die Option Copy wählen. Im Dialogfeld zum Kopieren geben Sie dann den Pfad für das Verzeichnis ein, in das die Datei kopiert werden soll (wie in Abbildung 11-2).

Im Register Advanced Options des Dialogfelds Copy können Sie das Kontrollkästchen Preserve Symlinks aktivieren, um sicherzustellen, dass beim Kopieren von symbolischen Links diese Links auch nach dem Kopieren erhalten bleiben. Um zu vermeiden, dass nach dem Kopieren oder Verschieben von Verknüpfungen mit anderen Dateien diese Verknüpfungen nicht mehr funktionieren, sollten Sie dieses Kontrollkästchen aktivieren.

AnmerkungVerschieben mit der rechten Maustaste
 

Sie können durch Klicken mit der rechten Maustaste auf eine Datei nicht nur die Funktion zum Kopieren, sondern auch die Funktion zum Verschieben dieser Datei aufrufen. Wählen Sie hierzu einfach die Option Move im Kontextmenü. Wenn Sie die Datei beim Verschieben oder Kopieren umbenennen möchten, geben Sie den neuen Namen im Dialogfeld Copy oder Move ein, das auf dem Bildschirm angezeigt wird. Wenn Sie beispielsweise die Datei .signature in das Verzeichnis /home/neuerbenutzer/tigger kopieren und dabei in backup.txt umbenennen möchten, müssten Sie hierzu /home/neuerbenutzer/tigger/backup.txt eingeben.

Dateieigenschaften

Um die Eigenschaften einer Datei zu ändern, klicken Sie mit der rechten Maustaste auf eine Datei oder ein Verzeichnis im Verzeichnisfenster und wählen Properties im Kontextmenü. Daraufhin wird ein Dialogfeld wie in Abbildung 11-3 geöffnet.

Abbildung 11-3 Dialogfeld Eigenschaften

Im Register Statistics werden Informationen über die Datei angezeigt, beispielsweise der Zeitpunkt, zu dem die Datei erstellt oder geändert wurde.

Im Feld File Name können Sie den Namen der Datei ändern.

Im Register Options können Sie Aktionen für die Datei festlegen, z.B. mit welchem Programm die Datei geöffnet, angezeigt und bearbeitet werden soll. Normalerweise müssen Sie sich um diese Fragen aber nicht kümmern, da Sie die standardmäßigen Vorein- stellungen verwenden können.

Abbildung 11-4 Das Register Permissions im Dialogfeld Eigenschaften

Im Register Permissions (siehe Abbildung 11-4) können Sie die Berechtigungen und den Besitzer für eine Datei ändern (allerdings nur dann, wenn Sie selbst über die entsprechenden Zugriffsrechte verfügen). Sie können die Berechtigungen für das Lesen, Schreiben und Ausführen ändern sowie UID, GID und Sticky bits ändern.

TipUID, GID, and Sticky Bits?
 

Im Wesentlichen haben diese Optionen etwas mit dem Benutzermanagement und den Berechtigungen zu tun. UID steht für User ID (Benutzerkennung), eine eindeutige Nummer, die jedem Benutzer des Systems zugewiesen wird. GID ist hingegen die Abkürzung für Group ID (Gruppenkennung), die Kennung der Standardgruppe des Benutzers.

Mit Sticky bit müssen Sie sich nicht unbedingt auskennen, wenn Sie jedoch die Haupteinstellungen eines Verzeichnisses mit Sticky bit vornehmen, ist dieses Verzeichnis sicherer. Wenn jemand eine Datei entfernen oder neu benennen will, muss diese Person die Datei mit dem Verzechnis haben, in dem die Root-Berechtigung "geschrieben" ist.

Weitere Informationen über das Arbeiten mit Berechtigungen finden Sie in Abschnitt namens Dateibesitzer und Berechtigungen in Kapitel 10. Sobald Sie sich mit dem Konzept von Dateiberechtigungen näher auskennen, werden Sie das Register Permissions sicherlich häufig zum Ändern der Berechtigungen für eine Datei oder ein Verzeichnis verwenden.

Einstellung von GMC-Berechtigungen

Viele der Einstellungen von GMC können im Dialogfeld Preferences (Settings => Preferences) vorgenommen werden. In Abbildung 11-5 finden Sie ein Beispiel für das Dialogfeld Preferences.

Abbildung 11-5 Das Register Dateidarstellung im Dialogfeld Einstellungen

Das Dialogfeld umfasst die folgenden Register:

  • File display — Hiermit können Sie die Anzeigeoptionen für Dateien ändern. Im Einzelnen stehen Ihnen folgende Kontrollkästchen zur Verfügung: Show backup files dient zum Anzeigen von Sicherungsdateien, Show hidden files dient zum Anzeigen von dot files, also Konfigurationsdateien und -verzeichnissen, die normaler- weise nicht auf dem Bildschirm dargestellt werden, und das Kontrollkästchen Mix files and directories ermöglicht Ihnen die gemeinsame Anzeige von Dateien und Verzeichnissen in der im Verzeichnisfenster eingestellten Reihenfolge. Um die Funktion Use shell patterns.. müssen Sie sich vorläufig noch nicht kümmern, da diese ausschließlich für das Arbeiten mit regulären Ausdrücken und somit eher für fortgeschrittene Benutzer von Bedeutung ist.

  • Confirmation — Hier legen Sie fest, ob beim Löschen, Überschreiben und Ausführen von Dateien jeweils ein Bestätigungsfeld angezeigt werden soll. Sie haben auch die Möglichkeit, eine Fortschrittsanzeige bei der Ausführung von Aktionen einzublenden.

  • VFS — VFS steht für Virtual File System. Mit einem virtuellen Dateisystem können Sie mit Dateien arbeiten, die sich nicht auf Ihrem lokalen Rechner befinden. Die Einstellungen in diesem Register beziehen sich also auf FTP-Sites. VFS Timeout bezieht sich auf die Zeit (in Sekunden), für die die Verbindung erhalten bleibt, wenn keine Daten übertragen werden. Danach wird die Verbindung unterbrochen. Mit dem Eintrag in Anonymous FTP password können Sie festlegen, wie Sie sich bei der anonymen Anmel- dung an FTP-Sites identifizieren möchten. (Üblicher- weise wird hierfür Ihre E-Mail-Adresse verwendet.) Aktivieren Sie das Kontrollkästchen Always use FTP proxy, wenn Sie für die Anmeldung an FTP-Sites einen Proxy verwenden müssen.

  • Caching — Mit den Einstellungen in diesem Register können Sie die Geschwindigkeit von GMC erhöhen. Aktivieren Sie die Option Fast directory reload, um die Informationen zu Verzeichnissen im Speicher abzulegen und dadurch Zeit beim Anzeigen von Verzeichnissen zu sparen. Allerdings besteht bei dieser Funktion die Gefahr, dass nicht immer der aktuelle Verzeichnisinhalt auf dem Bildschirm angezeigt wird. Compute totals before copying files weist GMC an, die Anzahl der zu kopierenden Dateien zu berechnen, damit Informationen über die auszuführende Aktion angezeigt werden können. FTP directory cache timeout gibt den Zeitraum (in Sekunden) an, für den Informationen über eine FTP-Site im Speicher gehalten werden. Allow customization of icons in icon view dient hingegen zum Ändern des Symbolstils im Verzeichnisfenster. Beachten Sie bitte, dass die Verwendung dieser Funktion negative Auswirkungen auf die Leistung Ihres Systems haben kann.

  • Desktop — Hier können Sie eine Reihe von Einstellungen für die Anzeige von Objekten auf Ihrem Desktop vornehmen. Aktivieren Sie das Kontrollkästchen Icon position, wenn Sie festlegen möchten, wie die Symbole auf Ihrem Desktop ausgerichtet werden sollen. Aktivieren Sie Automatic icon placement, wenn die Symbole auf Ihrem Desktop nicht von Hand, sondern automatisch angeordnet werden sollen. Klicken Sie auf Snap icons to grid, wenn Sie die Symbole auf dem Desktop ausrichten wollen. Use shaped icons und Use shaped text machen die Symbole und zugeordnete Textbezeichnungen halbtransparent, statt sie als "Blöcke" darzustellen.

  • Custom View — In diesem Register können Sie festlegen, welche zusätzlichen Informationen beim Klicken auf den Button Individuell in der Symbolleiste von GMC angezeigt werden sollen.